MENSCHEN

Edie Campbell über Stil und Nachhaltigkeit

„Wenn man draußen ist, hat man Respekt und Ehrfurcht vor der Natur und ihren Eigenheiten." Edie, Model und Reiterin, spricht über Stil, Nachhaltigkeit und ihre große Liebe, das Reiten.

Edie Campbell ist vor der Kamera aufgewachsen. Seit ihrem ersten Shooting im Alter von 15 Jahren gehört das britische Model zu den beliebtesten Persönlichkeiten der Branche. Sie arbeitet mit einigen der angesehensten Fotografen der Welt zusammen und bringt stets ihre temperamentvolle Energie sowie ihr einzigartiges Charisma mit ein.

Lange bevor sie begann, die Welt zu bereisen, war Edie eine begeisterte Reiterin. Sie hatte ihre erste Reitstunde bereits im Alter von fünf Jahren. Laut ihr „war ich einfach besessen – und bin es immer noch." Neben ihrer Karriere in der Modeindustrie ist sie zudem eine preisgekrönte Vielseitigkeitsreiterin, tritt im Dressurviereck, in Springparcours sowie bei Querfeldeinrennen an und verbringt ihre Freizeit mit ihren eigenen vier „Biestern".

Mit uns spricht sie über ihr Leben in der Modebranche, ihre Liebe zu Pferden und die Wichtigkeit davon, „bedacht vorzugehen".

ÜBER MODE
„Was ich an der Mode am besten finde, ist die Arbeit mit aufregenden, kreativen Menschen. Es ist eine besondere Freude, das letzte Teil in dem Puzzle dessen zu sein, was sie zu erreichen versuchen – und ihren Ideen eine physische Form zu geben. Es gefällt mir auch, dass Mode so unerwartet sein kann. Man findet sich von einem Moment auf den anderen in absolut überraschenden und unerwarteten Situationen wieder."

„Beim Thema Nachhaltigkeit geht es für mich um Verantwortung. Wir kümmern uns gemeinsam um die Welt – für die Menschen, die nach uns kommen."

DARÜBER, IN DER BRANCHE AUFZUWACHSEN
„Ich habe mit 15 angefangen, ab und an zu modeln, mit 20 oder 21 ohne Unterbrechung. Ich war ein sehr merkwürdiger Teenager und hätte am Liebsten gar keinen Körper gehabt. Und dann finde ich mich in dieser Branche wieder, wo sich alles um den Körper dreht! Als Model wird von einem erwartet, seinen Platz einzunehmen – man kommt ans Set und liefert ab. Als ich mehr und mehr darüber erfahren habe, fühlte ich mich in meiner Haut immer wohler. In der Branche aufzuwachsen verlieh mir ein erstaunliches Selbstvertrauen. Dafür bin ich jetzt sehr dankbar."

ÜBER DAS REITEN
„Meine Mutter hat mich mit fünf Jahren für Ballettstunden angemeldet, jedoch hatte ich absolut kein Rhythmusgefühl, ich trampelte herum wie ein Elefant. Also fragte sie mich, ob ich stattdessen Reitstunden nehmen wollte, und ich sagte ja. Ich war einfach besessen – und bin es immer noch. Vierbeinige Lebewesen sind meine große Liebe. Wenn man auf einem Pferd reitet, schweifen die Gedanken nicht ab. Es ist wirklich Balsam für die Seele."

ÜBER IHRE PFERDE
„Ich habe vier Pferde. Eins davon, Dolly, ist im Ruhestand, die drei anderen, Ed, Bruno und Tinker, sind glänzende, muskulöse Biester. Das beste am Reiten ist, die Eigenheiten der Tiere kennen zu lernen. Ich nehme an Wettkämpfen teil, deshalb trainiere ich die Pferde darauf, das zu tun, was ich von ihnen möchte. Um dabei erfolgreich zu sein, muss man sich in sie hineinversetzen und die Welt durch ihre Augen sehen. Es ist unfassbar bereichernd, eine enge Beziehung zu diesen großen, felligen Lebewesen aufzubauen. Ihr Vertrauen zu erlangen ist etwas ganz Besonderes. Durch das Reiten bin ich mehr im Einklang mit der Natur. Man bekommt mehr Respekt und Ehrfurcht vor der Natur und ihren Eigenheiten."

ÜBER NACHHALTIGKEIT
„Nachhaltigkeit, hat für mich mit Verantwortung zu tun. Wir kümmern uns gemeinsam um die Welt – für die Menschen, die nach uns kommen. Wie lebt man sein Leben, ohne negative Auswirkungen? Durch die Komplexität des Lebens gestaltet sich dies sehr schwer. Man kann nicht einfach ein paar Regeln aufstellen und die Klimakrise beseitigen, indem man sich daran hält. Stattdessen denke ich, geht es darum, achtsam zu sein. Man sollte bedacht vorgehen und so eine minimale Spur hinterlassen."

„Lesen, lernen und der Versuch, das Ausmaß des Problems zu verstehen, dienen mir als Motivation. Die Menschen, die am wenigsten für die Krise verantwortlich sind, sind jene, die am meisten darunter zu leiden haben. Das ist nun wirklich unmoralisch. Das viele Lesen hat mir die Augen geöffnet. Es geht nicht um Sittenstrenge oder bedeutungslose Gesten, sondern darum, die Dinge morgen besser zu machen als heute."

„Ich bin in einer Branche tätig, die Kleidung an Menschen verkauft. Meine Hoffnung ist es, dass sich die Modeindustrie etwas bremst, mehr Verantwortung übernimmt und sich zudem mehr auf Qualität statt Quantität konzentriert."

ÜBER STIL
„Mein Stil ist ziemlich androgyn. Ich mag hochwertige Kleidungsstücke, interessiere mich aber nicht wirklich für Trends. Was jedoch mein Interesse weckt sind Menschen, die sich besonders gut kleiden, was auch immer dies für sie bedeuten mag. Wenn ich reite, kleide ich mich etwas chaotisch.Insbesondere im Winter, wenn wärmende Lagen-Looks und große, muffige Mäntel mit Pferdesabber angesagt sind. Bei Wettbewerben ist das anders, meine Stiefel werden hier auf Hochglanz poliert. Beim Reiten trägt man Sachen, die lange halten. Es geht dabei nicht um neue, schicke Dinge, sondern um die Qualität."

Text von Maisie Skidmore

Edie Campbell (@ediebcampbell) trägt Designs aus der H/W-Kollektion 2021 von COS. Fotos von Karim Sadli. Styling von Aleksandra Woroniecka. Besonderer Dank geht an Viva London.