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Die Geschichte des weißen T-Shirts
Ein Essential. Ein Designklassiker. Ein ewiger Favorit. Das weiße T-Shirt ist ein unangefochtener Alltagsheld. Aber wie avancierte es zur Stilikone? Und welche Bedeutung hat es heute? Mit diesen Fragen hat sich Autorin Lauren Cochrane beschäftigt.
„Das weiße T-Shirt ist ein allgegenwärtiges Basic, das täglich von Millionen von unterschiedlichen Menschen getragen und je nach Geschmack kombiniert wird.”
Ein Essential. Ein Designklassiker. Ein ewiger Favorit. Das weiße T-shirt ist ein unangefochtener Alltagsheld. Aber wie wurde es zur Stilikone? Und welche Bedeutung hat es heute? Ich wollte mehr darüber herausfinden – neben Jeans, Trenchcoats und Kapuzenpullovern, steht das weiße T-Shirt in einem der Kapitel meines neuen Buches, The Ten, das sich mit der Geschichte von Klassikern beschäftigt, im Mittelpunkt. Anfangs noch als Unterwäsche angesehen, wurde das weiße T-Shirt später von jugendlichen Rebellen getragen und war eine Fläche für jegliche Art von Sprüchen und Parolen. Hier ist die Geschichte des weißen T-Shirts.
DIE URSPRÜNGE
Heutzutage wird das weiße T-shirt als Stilikone angesehen, bei seinem ersten „Vorfahr" hingegen war das ganz und gar nicht der Fall. Im Mittelalter wurden Kleidungsstücke in T-Shirt-Form als Unterwäsche getragen, schlichte, praktische Modelle, die man unter kunstvoll gearbeiteten Kleidungsstücken trug. T-Shirts, wie wir sie heute kennen, gibt es seit der viktorianischen Ära, zu dieser Zeit trugen sie jedoch ausschließlich Männer. Weiße T-Shirts waren Teil der Uniform des Militärs und wurden zudem von Sportlern der amerikanischen Eliteuniversitäten getragen. Es waren diese Vereinigungen von Helden und Athleten, die das T-Shirt in den späten 40er-Jahren vom Kleidungsstück, das man versteckte, zu einem Basic machte, in dem man sich gerne zeigte.
EROBERUNG DER WELT
Als das weiße T-Shirt in den 1950er-Jahren erstmals wirklich in Mode kam, konnte es mit einigen Dingen punkten: es war relativ erschwinglich, Marlon Brando und James Dean trugen es und die grundlegende Assoziation des T-Shirts mit Unterwäsche bedeutete, dass man mit dem Tragen einen kleinen Skandal auslöste. Das überzeugte auch die neuen Kohorte des Jahrzehnts, die Teenager. Junge Männer hatten eine ganze Reihe an weißen T-Shirts, blauen Jeans und Bikerjacken in ihrem Kleiderschrank und hörten gerne Rock'n'Roll.
Im nächsten Jahrzehnt, den 1960er-Jahren, setzten sich weiße T-Shirts auch bei den Frauen durch. Grund dafür: die Kleiderordnung wurde lockerer, zudem trug Jean Seberg’s Zurschaustellung von jungenhafter Ästhetik im einflussreichen Film „Außer Atem" aus dem Jahr 1960, in dem sie ein weißes T-Shirt und eine schwarze Hose trug, dazu bei. Das T-Shirt stand auch in den folgenden Jahrzehnten weiterhin für legere Eleganz – man denke nur an Jane Birkin im Süden Frankreichs in den 70er-Jahren und Diana Ross, die auf dem Albumcover von „Diana" aus dem Jahr 1980 kein Make-up und ein weißes T-Shirt trug.
Zu dieser Zeit setzten sich weiße T-Shirts auch als Fläche für geschriebene Statements durch – sie boten viel Platz für Parolen und Botschaften. Bei einem Besuch der Downing Street im Jahr 1984 verlieh Katharine Hamnett damit ihrem Protest gegen Atomkraft Ausdruck; die T-Shirts der Raver im Zweiten Sommer der Liebe 1988 zierten dagegen Smileys. Egal, ob man aus der Menge herausstechen oder sich anpassen wollte, die Vielseitigkeit des weißen T-Shirts hat es zu dem gemacht, was es heute ist – ein allgegenwärtiges Kleidungsstück, das täglich von Millionen von verschiedenen Menschen getragen und je nach Geschmack kombiniert wird.
„Von Jane Birkin bis hin zu Diana Ross – die auf dem Albumcover von „Diana" kein Make-up und ein weißes T-Shirt trug – das T-Shirt steht für zeitlose Eleganz.”
WAS DAS T-SHIRT JETZT BEDEUTET
Heutzutage gilt das weiße T-Shirt als Designklassiker. Es ist Teil einiger aktueller Stilbewegungen – darunter Normcore, aber auch Minimalismus – gleichzeitig bleibt seine zeitlose Ästhetik bestehen. Es ist beliebt bei Aktivisten – hier kommt das T-Shirt mit Slogans wieder zum Einsatz – steht als weltweit beliebtes Kleidungsstück aus Baumwolle jedoch auch im Zentrum vielfältiger Debatten über Nachhaltigkeit und Herstellungsmethoden. Marken wie COS, deren charakteristische weiße T-Shirts aus Biobaumwolle bestehen, führen zukunftsweisende Veränderung an. Diese Designs beweisen, dass wir das T-Shirt als selbstverständlich ansehen, weil wir es überall kaufen können – aber nur qualitativ hochwertige Modelle halten dem Test der Zeit stand. Was vor all den Jahren noch als Unterwäsche galt, bildet jetzt und in der Zukunft die Grundlage unserer Garderobe.
Worte von Lauren Cochrane
The Ten: The Stories behind the Fashion Classics von Lauren Cochrane erscheint am Donnerstag, dem 29. April 2021, bei Welbeck.