MENSCHEN

Eine Pause mit Ronan Mckenzie

Lassen Sie das Jahr mit der Fotografin Ronan Mckenzie ausklingen, die uns in „Home“, ihrem multifunktionalen kreativen Zentrum und Zufluchtsort inmitten des hektischen Londoner Nordens, willkommen heißt.

Wenn sich das Jahr dem Ende zuneigt und die Geschäftigkeit vor den Feiertagen zu einem Summen abgeklungen ist, beginnt für viele der eigentliche Spaß: die Gelegenheit, mit Freunden und Familie innezuhalten und über das vergangene Jahr nachzudenken. „Ich liebe am Jahresende, dass alle gleichzeitig eine Pause einlegen, auch wenn ich nicht religiös bin“, sagt die Fotografin Ronan Mckenzie (sie/ihr), die für ihre gefühlvollen Porträts und Kurzfilme bekannt ist. „Ich bin ein Mensch, der Wünsche macht. Ich mag Neujahrsvorsätze und das Setzen von neuen Zielen am Jahresende. Für mich ist es also wichtig, Zeit zu haben, um über alles nachzudenken und zu würdigen, was ich in den letzten 12 Monaten getan habe, und stolz auf die Arbeit zu sein, die ich geleistet habe.“

Und Ronan hat vieles, worauf sie stolz sein kann. Schließlich hat sie ihr wegweisendes Kunstzentrum „Home“ ins Leben gerufen, um Schwarzen Kreativen inmitten einer Pandemie einen Raum zu geben. „Seit 2018 wollte ich unbedingt einen physischen Raum haben“, erinnert sie sich. „Im Laufe der Jahre wurde mir der Stellenwert von Künstlern in London bewusst – wo man bestimmte Ausstellungen sehen kann, welche Ausstellungen fehlen und welche Arten von Künstlern nicht wirklich vertreten sind. Ich habe viel über meine Karriere nachgedacht, über meinen Stellenwert und darüber, was mir wichtig ist. Also habe ich während des ersten Lockdowns beschlossen, Home zu eröffnen und einen kreativen Raum zu schaffen, der viele verschiedene Arten von Künstlern aufnehmen und den Menschen einen Ort bieten würde, an dem sie einfach nur existieren können.“

Diese Art von Wärme und Offenheit prägt nicht nur die Innenräume von Home, sondern auch das vielfältige Ausstellungsprogramm und Ronans fotografische Ästhetik. Nach einem weiteren Jahr großer Veränderungen sprechen wir mit Ronan über das Konzept von Home, die Bedeutung von Raum und die Wichtigkeit, sich Zeit für eine Pause zum Innehalten und Nachdenken zu nehmen.

„Für mich ist ein Zuhause ein Ort, an dem man akzeptiert wird und an dem man sich ausdrücken kann, wie man es möchte.“

 

Ronan trägt Oberteil und Hose von COS. (Bild: Ekua King).

ÜBER IHRE ARBEIT
„In meiner Arbeit geht es oft um Freude, Liebe und Zärtlichkeit und darum, dies bildlich darzustellen. Obwohl Home also ein physischer Raum ist, in dem ich Ausstellungen kuratiere oder mit Menschen zusammenarbeite, ist meine Motivation immer noch die Idee von Gemeinsamkeit und der Wunsch, dass sich hier jeder wohl, sicher und wahrgenommen fühlen. Das sind die Grundpfeiler meiner Arbeit.“

ÜBER DIE BEDEUTUNG VON HEIMAT
„Meine Mutter lebt immer noch in dem Haus, in dem ich aufgewachsen bin, und ich wurde dort im Wohnzimmer geboren. Ich bin sehr sentimental, also hat Vertrautheit sehr viel mit meinem Sinn für Zuhause und Orte zu tun. Das ist einer der Gründe, warum ich Home schaffen wollte. Es gibt viele Galerien und öffentliche Räume, die von Schwarzen im Vereinigten Königreich gegründet wurden, die aber leider nicht den Test der Zeit bestehen. Es ist sehr wichtig für mich, Orte zu haben, an denen ich mich geborgen fühle, damit ich mich in diesem Land verwurzelt fühle und sagen kann: Ja, ich gehöre hierher.

Wenn ich zu Hause bin, schaue ich gerne aus dem Fenster und nehme mir Zeit, einfach da zu sitzen und da zu sein. Das gibt mir ein Gefühl der Erdung. Für mich ist ein Zuhause ein Ort, an dem man akzeptiert wird und in dem man sich ausdrücken kann, wie man es möchte. Es ist ein Ort, an dem die Leute ihre Tasche oder ihren Mantel ablegen können und wissen, dass sie sich nicht beeilen müssen, wieder zu gehen. Sie können einfach existieren. Es ist heutzutage so selten, dass wir irgendwo einfach sein dürfen. Es gibt nirgends einen Raum, in dem man sich einfach nur hinsetzen und sich wohlfühlen und vor sich hinschauen kann.“

ÜBER DIE SCHAFFUNG EINER RUHEOASE
„Ich wusste schon immer, dass ich wollte, dass Home ein Wohlfühlambiente ausstrahlt und dass die Leute sich hinsetzen können. Diese beiden Dinge bestimmen das räumliche Design, und wie es sich anfühlt und aussieht. Ich habe diese wunderschönen porösen Wände, die warm und strukturiert sind. Sie kontextualisieren und beherbergen die Werke auf eine Weise, wie es einfache weiße Wände nicht können. Es gibt überall Textilien und Teppiche, und die Sofas sind alle mit verschiedenen Stoffen bezogen. Es ist zudem ein warmer Ort. Die Heizung ist an, wenn es kalt ist, und man kann hereinkommen, und der Wasserkocher ist auch immer an.“

ÜBER GEMEINSCHAFT
Ich versuche, den Menschen nicht zu sehr vorzuschreiben, was sie fühlen oder wie sie den Raum erleben sollen. Für mich ist es eine Art Anti-Networking... Ich möchte nur einfach, dass sich jeder, der hereinkommt, zugehörig fühlt. Man muss nicht unbedingt ein Künstler sein. Man muss weder jemand sein, den ich kenne, noch jemand, mit dem ich schon zusammengearbeitet habe. Man sollte das Gefühl haben, dass man mit jemandem ins Gespräch kommen kann, der zufällig auch da ist, oder eine Verbindung herstellen kann. Es geht um Aufmerksamkeit, um das Gefühl, in der Nähe von anderen zu sein und sich ihnen nahe zu fühlen. Wenn man sich einfach im selben Raum aufhalten will, ohne sich unbedingt zu unterhalten, ist Home auch ein Ort, an dem man das gerne tun kann.

 

Ronan trägt Sweatshirt und Jogginghose von COS. (Bild: Ekua King).

„Ich liebe am Jahresende, dass alle gleichzeitig eine Pause einlegen.“

ÜBER DIE NATUR
„Auch wenn manche Leute es nicht mögen, dass es dunkler wird – mir macht der Jahreszeitenwechsel nichts aus. Ich fühle mich in der Natur am wohlsten. Wenn ich also irgendwo bin, wo es viel frische Luft und ein großes Gewässer gibt, dann fühle ich mich ruhig und gelassen. Ich habe Wasser immer als etwas sehr Tröstliches empfunden, sowohl die Reisen und Geschichten, die es mit sich bringt, als auch die Tatsache, dass man sich darauf treiben lassen kann. Diese Stille und die Vorstellung, getragen und gehalten zu werden, inspirieren mich wirklich sehr.“

ÜBER SELBSTFÜRSORGE
„Ich habe Anfang August damit begonnen, jeden Tag zu meditieren. Ich weiß, wie das klingt, aber für mich ist es ein wichtiger Aspekt der Selbstfürsorge, besonders, weil meine Routine – oder das Fehlen einer solchen – bedeutet, dass ich mich hier, dort und überall gleichzeitig aufhalte. Zu wissen, dass ich mir diese kurzen drei Minuten gönne, um in Ruhe über meine Atmung nachzudenken und wahrzunehmen, ob es meinem Körper an diesem Tag gut geht, ist für mich eine große Sache.“

ÜBER KOMFORT
„Bei meinem Stil geht es immer darum, ein Gleichgewicht herzustellen zwischen Komfort und einem Look, mit dem ich mich wohlfühle. Ich liebe es, mehrere Lagen zu tragen, etwa Rollkragenpullover mit weiten Jogginghosen und dazu ein Paar Stiefel oder auch schönen Schmuck – etwas, was den Look aufwertet. Selbst wenn ich nur einen Jogginganzug trage, sorgen Stiefel dafür, dass sich der Look glamouröser anfühlt.

Ich achte sehr darauf, was ich trage, da meine Kleidung einen großen Einfluss darauf hat, wie ich mich fühle. Da ein großer Teil meiner Arbeit darin besteht, mit Menschen in Kontakt zu treten oder zu kommunizieren, sei es durch Fotografie oder durch Home, muss ich mich wohlfühlen, wenn ich in der Lage sein will, mich für jemand anderen einzusetzen.

Selbst Kleinigkeiten wie Unterwäsche oder ein Mantel geben einem ein bestimmtes Gefühl, im Positiven wie im Negativen. Ich achte sehr darauf, dass ich mich in der Kleidung, die ich trage, wohlfühle und Halt finde. Das wiederum ermöglicht es mir, andere zu halten.“

ÜBER IHRE RITUALE
„An den Feiertagen ging es bei mir immer ums Essen. Als ich jünger war, hatten wir nicht viel Geld, also ging es nicht wirklich um Geschenke. Es ging mehr darum, zusammen zu sein und den Duft von Schinkenbraten zu genießen, der über Nacht garte. Obwohl ich 27 bin, schlafe ich an Weihnachten immer noch im Bett meiner Schwester und verbringe den ganzen Tag in Pyjamas.

Zum Jahresende schließt sich für mich immer der Kreis, weil ich im November Geburtstag habe. Ich mag meinen Geburtstag, weil ich mein vergangenes Jahr feiere, und dann komme ich in der Zeit bis Weihnachten zur Ruhe. Jeder ist ein bisschen lockerer und bereit, sich einfach hinzusetzen, sich auszuruhen und zu entspannen.“

Between Me and You, die Debüt-Soloausstellung von Bernice Mulenga, beginnt am 20. Januar 2022 in Home.


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