MENSCHEN
Mok Jungwook über seine fotografischen Erinnerungen
Mok Jungwook hat ein natürliches Talent dafür, das Außergewöhnliche in Alltagssituationen einzufangen. Er spricht mit uns darüber, dass es in seinen faszinierenden Bildern auch um das geht, was ungesehen bleibt.
„Für mich war es immer schwer zu erklären, was für eine Art von Fotograf ich bin“, sagt der koreanische Künstler Mok Jungwook (er/ihm), der das Handwerk sowohl in Seoul als auch in London studierte. „Aber eines kann ich mit Sicherheit sagen: Ich versuche, etwas einzufangen, das man mit den Augen nicht sehen kann. Wie eine Atmosphäre oder eine Erinnerung.“
Seine Kunst enthüllt das Außergewöhnliche in alltäglichen Szenarien – Momente mit der Fähigkeit, tiefergehende Geschichten über Identitäten und Orte zu erzählen. Seine Tätigkeit als etablierter Modefotograf in Korea sowie seine künstlerische Praxis machten Junkwook zu einem einzigartigen Designer, um die Prints für ein exklusives Projekt für Herrenmode mit COS zu kreieren.
Thema der Capsule-Kollektion ist die sich wandelnde Bedeutung unserer direkten Umgebung:Sie bildet Jungwooks ausdrucksvolle Landschaften ab und wird durch seine ins Label eingebundene Signatur abgerundet. Sie ist eine Erweiterung des eigenen multidisziplinären Stils des Künstlers, der seine Fotografien nach dem Entwickeln häufig von Hand bearbeitet.
Ob auf Roadtrips durch Amerika oder in der Nähe seiner Heimat aufgenommen, den meditativen Bilder liegt allesamt eine Stille zugrunde, die Bände spricht. „In städtischen Räumen möchte ich die Welt durch eine Makrolinse betrachten und mich nur auf die Teile konzentrieren, die mich interessieren“, erklärt er. „Aber in ländlichen Räumen benutzt man den Weitwinkel, und dieser Kontrast ist äußerst inspirierend. Ich fühle mich wie ein kleiner Punkt auf diesem riesigen Planeten.“
Im Interview erzählt er uns vom Einfluss seiner Erinnerungen, unerwarteten Orten, die seine eklektischen Referenzen widerspiegeln, und wie sich Gespräche auf seine Arbeit auswirken.
ÜBER DEN EINFLUSS VON ORTEN
„Bei der Fotografie dreht sich alles um Licht, und es ändert sich stets, je nachdem, wo ich stehe. Wie die Farbe des Himmels oder die Form einer Wolke – wo ich lebe oder mich aufhalte, beeinflusst immer meine Arbeit. In London verschmelzen teilweise moderne Elemente und traditionelle Gebäude mit einer langen Geschichte. Wenn ich durch die Straßen gehe, fühle ich mich inspiriert. In Seoul gibt es aufgrund tragischer historischer Ereignisse nur noch wenige traditionelle Gebäude. Alles musste neu aufgebaut werden. Wenn ich in meine Heimatstadt zurückkehre, sehe ich nichts mehr von den Orten, die ich von meiner Kindheit her kenne. Das gibt mir sowohl ein Gefühl des Verlusts als auch der Energie – denn dadurch wird es mir möglich, über die Erinnerungen nachzudenken, die mir bleiben, und die über das hinausgehen, was ich physisch sehen kann.“
DAS PERFEKTE BILD
„Das perfekte Bild gibt es nicht. Ich glaube jedoch, dass es Zeitpunkte gab, in denen dieser besondere Moment ganz plötzlich zu mir gekommen ist – ich denke nämlich, dass es in der Fotografie vor allem um den Moment geht. Die Fähigkeit, in alltäglichen Szenen und Situationen etwas Außergewöhnliches festzuhalten, ist das größte Geschenk, das man mir gegeben hat.“
DIE AUFRECHTERHALTUNG SEINER PERSPEKTIVE
„Da meine kommerziellen Werke Gemeinschaftsprojekte sind, geht es bei ihnen mehr um Kommunikation. Ich versuche, die Botschaft zu vermitteln, die ich für meine Kunden festhalten möchte, und drücke ihre Vorstellungen aus meiner Sicht aus. Meine Kunstwerke hingegen basieren nur auf mir. Also verbringe ich viel Zeit damit, mir selbst Fragen zu stellen und sie zu beantworten. Persönliche Werke benötigen in der Regel mehr Zeit als kommerzielle Werke. Und da beide aus der gleichen persönlichen Perspektive entstehen, gibt es auch immer einige Überschneidungen.“
AUF DER SUCHE NACH LOCATIONS
„Seit meiner Kindheit habe ich mich mit einer Vielzahl von Bildmedien wie Gemälden, Fotos oder Filmen beschäftigt. Erstaunlicherweise finde ich immer wieder Hinweise darauf in meinen eigenen Kunstwerken. Wenn ich in der Planungsphase eines Projektes nach geeigneten Orten suche, um Fotos zu machen, werden diese gesammelten Ideen zu meiner Inspirationsquelle. Dann versuche ich, reale Orte zu finden, die sie widerspiegeln.“
DIE WURZELN DER FOTOGRAFIE
„In der traditionellen Fotografie entstehen Fotos durch Licht und Wasser. Ich denke nicht unbedingt immer darüber nach, wenn ich mir meine Kamera schnappe, sondern wenn ich in der Dunkelkammer arbeite. Dann beginne ich, über die Wurzeln der Fotografie nachzudenken. Sie kommen in dem emotionalen und sentimentalen Flair der Prints zum Ausdruck. Ich empfinde es als eine starke Energiequelle.“
ÜBER DIE SUCHE NACH TROST IN DER NATUR
„Wenn ich meine Kamera in die Hand nehme, kann es passieren, dass ich mich in komplizierten Gedankengängen verliere, deshalb muss ich manchmal eine Pause vom Fotografieren einlegen. Ich reagiere heute viel sensibler auf die Veränderungen in der Natur, wie das Wetter und die Farbe der Blätter. Ich versuche, mich darin zu vertiefen und über neue Projekte nachzudenken. Mein Ausgleich zur Arbeit ist die Erholung in der Natur.“
WENN SEINE KUNSTWERKE AUF KLEIDUNG ZU SEHEN SIND
„Ich habe lange als Modefotograf gearbeitet und versucht, die Augenblicke zu verstehen und einzufangen, die die Form der Kleidung so zeigen, wie es die Designer beabsichtigt haben. Meine eigenen Fotografien als Teil der Kleidung zu sehen, war etwas Besonderes und ein ganz neues Erlebnis für mich.“
AUF EINEM ROADTRIP DURCH DIE STAATEN
„Die verwendeten Bilder wurden auf einem Roadtrip durch Amerika aufgenommen. Seit meiner Jugend mochte ich die Arbeiten von Ed Ruscha sehr, und der Roadtrip ist ein wichtiger Teil der Fotografiegeschichte. Ich habe immer davon geträumt. Also organisierte ich mit einer Gruppe von Freunden, die unserem Kunstkollektiv angehören, einen Road Trip. Mein Leben war in dieser Zeit völlig durch die Arbeit an kommerziellen Projekten in Beschlag genommen, aber für den Roadtrip gab es überhaupt keinen Plan. Wir entschieden uns Tag für Tag aufs Neue für unseren jeweiligen Zielort, und das war eine Erfahrung, die mir neue Inspiration und Energie gegeben hat.“
ÜBER DIE ZUSAMMENARBEIT MIT ANDEREN
„Gespräche sind für mich ein wichtiger Teil meiner Arbeit und ich glaube, dass ich durch diesen Roadtrip etwas tun konnte, was ich allein nicht geschafft hätte. Ich werde die Momente und Gespräche, die wir miteinander hatten, nie vergessen. Wir haben über diese spontanen Eingebungen der Inspiration gesprochen, die aus dem Nichts kommen. Das ist etwas, das man nicht erleben kann, wenn man alleine arbeitet.“
Worte von Ben Perdue
Entdecken Sie die limitierte COS x Mok Jungwook (@mokjungwook) Capsule-Kollektion an Hemden, Strickmode, und Accessoires mit von Mok Jungwook aufgenommenen Fotodrucken.