MENSCHEN

Gleichberechtigung neu definiert für die Zukunft mit Jodie Turner-Smith ​

„Zur Zeit bedeutet [Gleichbereichtigung], anzuerkennen, was bisher geschah, und es besser zu machen.“ Die Schauspielerin spricht über Stil, Nachhaltigkeit und ihre Hoffnungen für eine bessere Zukunft.

Jodie Turner-Smith (sie/ihr) sagt geradeheraus, was passieren muss, damit die Zukunft fairer wird. „Gleichberechtigung bedeutet gleiche Ausgangsbedingungen für alle. Es gibt so viele Ungerechtigkeiten, die wir beseitigen wollen“, sagt die in Großbritannien geborene und in den USA lebende Schauspielerin, als wir uns zum Gespräch zusammensetzen. „Heutzutage bedeutet das, dass wir anerkennen, was bisher war, und es besser machen, jetzt und in Zukunft.“

Für Turner-Smith bedeutet das, dass sie ihre Rolle gezielt einsetzt, um auf systemischen Rassismus und Sexismus aufmerksam zu machen – sei es als zauberhafte Queen in Melina Matsoukas fesselndem und verheerendem Thriller „Queen & Slim“,als Anne Boleyn, die vom Schicksal gestrafte Ehefrau Heinrich VIII. im gleichnamigen Psycho-Thriller, oder als Navy SEAL Karen Greer in „Gnadenlos“ (Originaltitel: Without Remorse). Aber es bedeutet auch, dass sie sich bei Themen wie dem Recht auf Gesundheitsversorgung für Mütter sowie Nachhaltigkeit zu Wort meldet. Mit Ihrer Bildschirmpräsenz wächst auch Ihr Wirkungskreis, was ihr mehr und mehr Möglichkeiten bietet, Dinge in Bewegung zu bringen.

Wir trafen uns mit Turner-Smith, um über Gleichberechtigung, Schauspielerei und darüber zu sprechen, wie sich ihre Sicht der Dinge verändert hat, seit sie Anfang 2020 Mutter wurde.

„Gleichberechtigung bedeutet gleiche Ausgangsbedingungen für alle. [Es] bedeutet, anzuerkennen, was bisher war, und es besser zu machen, jetzt und in Zukunft.“

ÜBER DAS MUTTERSEIN
„Der Weg zum Muttersein hat mir eine neue Perspektive auf viele Dinge eröffnet, die ich vorher nie in Betracht gezogen habe. Zuerst einmal hege ich ein viel größeres Mitgefühl für Mütter, aber mir ist auch klar geworden, auf wie viele verschiedene Weisen Frauen von der Gesellschaft im Stich gelassen werden. Es braucht ein Dorf, und dieses Dorf muss von der Gesellschaft bereitgestellt werden. Welche Ressourcen unterstützen Frauen auf diesem Weg? Es gibt keine wirkliche Zeit, keine Fürsorge, keinen wirklichen Respekt für Mutterschaft. Egal, wie die persönliche Transformation zur Mutter aussieht, jeder Teil davon ist etwas Heiliges.

ÜBER IHRE HOFFNUNG FÜR DIE ZUKUNFT
„Meine größte Hoffnung für die Zukunft ist es, dass wir uns von einer egozentrischen Existenz wegbewegen und mehr Empathie für andere entwickeln. Ich glaube, das würde so einige unserer Probleme lösen. Wir sind so sehr von unseren eigenen Bedürfnissen getrieben. Ich glaube, deshalb verschießen wir die Augen davor, was eigentlich das Beste für unseren Planeten wäre. Deshalb wenden wir uns von unseren Nachbarn ab, die Zuflucht suchen, wenn sich ihr Land in einer Krise befindet. Ich glaube, wenn wir uns selbst in anderen Menschen sehen würden, würde sich unser Verhalten in der Welt verändern.“

ÜBER NACHHALTIGKEIT
„In erster Linie zählt der Alltag – was kann ich persönlich tun, um ein nachhaltigeres Leben zu führen, wie etwa Kompostieren, wiederverwendbare Windeln und Taschen, solche Dinge.“ Ich glaube, dass es wichtig ist, dass jeder Einzelne von uns versucht, zu tun, was er kann. Aber das Wichtigste ist, dass wir Unternehmen dazu bewegen, sich anders zu verhalten, um größere Veränderungen durchzusetzen. Im Rahmen meiner Arbeit versuche ich, diese Gespräche anzuregen – zum Beispiel, wenn ich bei Dreharbeiten bin, denn die Menge an Abfall, die die Filmindustrie produziert, ist unglaublich. Abgesehen davon, Privatpersonen zum Recyceln aufzufordern, müssen wir auch die Filmindustrie zur Verantwortung ziehen, wir müssen die Modeindustrie zur Verantwortung ziehen, wir müssen alle Großunternehmen zur Verantwortung ziehen. Für mich geht es bei Nachhaltigkeit besonders darum, diese Gespräche zu führen, sei es auf Unternehmens- oder auf persönlicher Ebene.“

ÜBER STIL ALS SELBSTDARSTELLUNG
„Stil ist ein Ausdruck der Persönlichkeit – und wer Sie in einem bestimmten Moment sind, unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht von dem, was Sie im Moment davor waren. Wir entscheiden uns von Moment zu Moment, wie wir uns fühlen, wer wir sind, was uns bewegt – und wir reagieren auch auf unsere Umgebung. Ein großer Teil meines Stils dreht sich heute darum, was mir ein gutes Gefühl gibt und was mir Energie verleiht, damit ich die Dinge tun kann, die ich erledigen muss, und ausdrücken kann, wie ich mich fühle. Mitten in einer Pandemie kann das an einem Tag eine gemütliche Jogginghose sein, am nächsten Tag aber vielleicht eine Jeans und ein Tank Top.

Ich hänge nicht so sehr an meiner Kleidung; ich liebe es, sie zu verschenken, sie zu recyceln. Wir ziehen ständig um, und man kann nicht jedes Mal seinen ganzen Kleiderschrank mitnehmen, wenn man um die Welt oder in einen anderen Bundesstaat zieht, um zu arbeiten. Ich hänge also nicht an Dingen. Es gibt mir ein gutes Gefühl zu wissen, dass ich Sachen weitergegeben habe.“

ÜBER DEN MOMENT, ALS SIE IHRE LEIDENSCHAFT FÜR DIE SCHAUSPIELEREI ENTDECKTE
„Als Kind habe ich hier und da Theater gespielt. Ich fand es immer interessant, aber es fühlte sich nie an wie mein Lebenszweck. Was mir dieses Gefühl als erstes vermittelte, war ein Vorsprechen. Das war das erste Mal, dass ich wirklich verstand, was es bedeutet, in sich zu gehen. Ich habe es wirklich gespürt. Sobald ich dieses Gefühl erlebte, sobald ich wusste, dass es sich so anfühlen konnte, mit Herz und Seele zu schauspielern, war ich davon in Beschlag genommen.“

ÜBER DAS GEFÜHL, IM RAMPENLICHT ZU STEHEN
„Zunächst einmal ist da eine Menge Nervosität. Beim Schauspielern geht es darum, jede Emotion auszuleben, die man vermitteln will, ob man in der Oper singt, ob man tanzt, ob man bei einem Ballett mitwirkt oder in einem Film mitspielt. Bekommt man sein Herz gebrochen? Ist man außer sich? Wenn ich wirklich im Moment bin, wenn ich mich ganz darin verliere, fühle ich diese Verbundenheit. Ich strebe nach Authentizität.“

WIE SIE IHRE KARRIERE NUTZT, UM DIE DISKUSSION ÜBER GLEICHSTELLUNG VORANZUTREIBEN
„So wie meine Karriere wächst, wächst auch meine Plattform. Die Ideen und Botschaften, die ich teilen möchte, erreichen mehr Leute. Das ist eine der wirklich wundervollen Seiten daran. Meine Karriere hat mir die Möglichkeit gegeben, meine Gedanken rund um Geburt und um die Ergebnisse der Gesundheitsversorgung für BIPOC-Mütter zu veröffentlichen. Ich fühle mich wirklich privilegiert, mich an mehr und mehr Menschen wenden und die Botschaften, die ich für wichtig halte, weitergeben zu können.“

„Ich glaube, wenn wir uns selbst in anderen Menschen sehen würden, würde sich unser Verhalten in der Welt verändern.“

SCHNELLFRAGERUNDE

Welcher Schauspieler würde Sie in der Verfilmung Ihres Lebens spielen?
„Ich bin noch jung genug, um mich selbst zu spielen, nicht wahr? Im Film meines Lebens wäre die Hauptfigur immer noch ich selbst.“

Was sammeln Sie?
„Zur Zeit sammle ich Kinderbücher, besonders mit schwarzen sowie einheimischen Charakteren und mit Kindern mit anderer Hautfarbe, sodass meine Tochter Bilder von mehr als nur weißen Kindern als Hauptfigur sehen kann. Es sind Geschichten, die ihr etwas über die Menschheit beibringen.“

Was haben Sie als letztes gegoogelt?
„Ich arbeite gerade mit André Benjamin an einem Film mit Noah Baumbach, und mein Mann und ich haben uns Aquemini von OutKast angehört. Wir diskutierten darüber, wer bei OutKast der Wassermann und wer der Zwilling ist. Und wie ich schon vermutet hatte, falls sich jemand das Gleiche fragt – André ist der Zwilling und Big Boi ist der Wassermann.“

Text von Maisie Skidmore
Fotografie von Jack Davison
Styling von Clare Richardson

Jodie Turner-Smith (@jodiesmith) trägt die Herbst-/Winterkollektion 2021 von COS. Sehen Sie Jodie live im Gespräch mit Aktivist Janaya Future Khan @cosstores am Donnerstag, den 16. September, um 10:00 Uhr PDT/ 18.00 Uhr BST (19.00 Uhr CEST).