MENSCHEN
Aidan Bissett über die Kleidung seines Alter Ego
Der in Oregon geborene Musiker spricht über Songwriting, Stil und das Leben auf Tour.
Aidan trägt einen Mantel von COS.
Aidan Bissett hat sich der Innenarchitektur zugewandt und ist darüber genauso überrascht wie alle anderen. „Ich liebe Mid-Century Modern“, sagt er. „Gedeckte Farben, Walnussbraun. Ich kombiniere das gerne mit einem kleinen bisschen Beach-Style. Das ist komisch – ich hätte nicht gedacht, dass mir das gefallen würde, da kommt wohl meine Florida-Seite durch.“ Zu den Interessen des 22-jährigen Sängers und Songwriters zählen außerdem Kochen, Lesen, Filme schauen und Zeit mit Freunden verbringen sowie Wandern im nahe gelegenen Malibu oder Topanga Canyon. „Aber da ich aus Oregon komme, bin ich dem Pazifischen Nordwesten treu“, fügt er verschwörerisch hinzu – „Die Columbia Gorge finde ich wunderschön.“
Es ist wunderbar gewöhnlich – und die Hinwendung zum Häuslichen macht Sinn. Schließlich ist Bissett wochen-, ja monatelang unterwegs – seine jüngste Supernova-Tour führte ihn beispielsweise zweimal hintereinander durch die USA, wobei er und seine Band die meiste Zeit in einem Van lebten und jeden oder jeden zweiten Abend ein Konzert gaben. Eine Minute in seinem vergleichsweise ruhigen Zuhause in L.A. bietet eine Art Erholung.
Aus diesen Momenten des Krafttankens entsteht neue Musik. Melodischer Indie-Pop, untermalt von Gitarre, mit einem Hauch von Herzschmerz und Vorfreude. Es sind diese einprägsamen Lieder, die man noch Tage später singen wird – ohne es zu merken werden sie zum Soundtrack Ihres Sommers. Derzeit ist Bissett dabei, sein Debütalbum zu schreiben. Es folgt auf eine Handvoll EP-Projekte, auch auf eine weitere Tour darf man sich freuen. Wir haben uns mit ihm zusammengesetzt, um über Songwriting, Stil und das Leben auf Tour zu sprechen.
„Ich weiß nicht, wie ich das mache – ich glaube, es ist ein Teil von mir, der im Hintergrund verborgen ist – aber sobald ich die Bühne betrete, bin ich eine ganz andere Person.“
ZUERST KOMMT DIE MUSIK, DANN FOLGEN DIE WORTE
„Oft beginne ich [den Songwriting-Prozess] hier bei mir zu Hause. Ich habe hier Equipment und ein wenig Erfahrung im Bereich der Produktion, also bin ich gerne in meinem eigenen Arbeitsumfeld, in meiner eigenen Welt, und entwickle eine Soundpalette. Dies hilft mir dabei, das, was ich sagen möchte, besser auszudrücken. Ich bin sehr klangorientiert – ich setze meine Gedanken zuerst in Musik um, der Text folgt kurz darauf. Das meiste davon stammt aus Erfahrungen aus dem echten Leben. Ich versuche, das Leben zu leben.“
LEBEN AUF TOUR
„Die Tour ist sehr polarisierend. Künstler lieben oder hassen sie, ich glaube nicht, dass es etwas dazwischen gibt. Ich liebe die harte Arbeit. Wir sind in einem Van, nicht in einem Bus – wir leben nicht im Luxus. Wir bekommen keinen Schlaf, wir machen uns schmutzig, aber ich weiß das zu schätzen. Ich denke, dass Tourneen heutzutage wegen der sozialen Medien und anderen Formen der Online-Validierung der beste Weg sind, eine langfristige Karriere aufzubauen. Die besten Künstler haben es so gemacht und machen es so. Ich glaube, auf Tour zu sein ist das Beste.“
KLEIDUNG ZUM WOHLFÜHLEN
„Ich fühle mich immer am selbstbewusstesten, wenn ich ein Outfit trage, das cool aussieht. Für mich gibt es dabei keine Regeln – man zieht an, was man will, und wenn man es cool findet, werden auch die anderen es cool finden. Ich habe das Gefühl, dass man so am freiesten ist. [Wenn ich mich für einen Auftritt anziehe], möchte ich mich gerne ein bisschen sexy fühlen, wissen Sie? Ich bin introvertiert und es gibt mir mehr Selbstvertrauen. Ich spiele eine Art Rolle. Normalerweise bin ich der König der Unbeholfenheit, aber auf der Bühne möchte ich nicht unbedingt der König der Unbeholfenheit sein. Ich weiß nicht, wie ich das mache – ich glaube, es ist ein Teil von mir, der im Hintergrund verborgen ist – aber sobald ich die Bühne betrete, bin ich eine ganz andere Person. Der Stil, den wir einbringen, verstärkt das um 100 %.“
SEINE LIEBLINGSFUNDE AUS DEM SECONDHANDLADEN
„Wenn wir auf Tour sind, versuchen wir, in mindestens ein paar Städten in Secondhandläden zu gehen. Ehrlich gesagt, die besten Sachen findet man an einem freien Tag in einer Kleinstadt mitten im Nirgendwo. Dort gibt es die tollsten Sachen. Leder ist für mich eine große Sache. Ich liebe einen guten Trenchcoat, auch wenn es in LA so heiß ist. Jede Art von Strickmode. Vintage-Jeans – ich bin ein großer Fan von Baggy Denim. Ich liebe Schuhe; in letzter Zeit trage ich diese braunen Stiefel oft mit Shorts, was komisch ist, aber ich finde, es sieht toll aus.“
DAS NEUE ALBUM
„Es hat eine Weile gedauert, bis ich mich zurechtgefunden habe, denn es ist beängstigend – man hat nur ein Debütalbum. Aber ich fühle mich gut. Ich stecke da schon ziemlich tief drin. Bei Supernova ging es mir darum, die letzten Teile meines Sounds zusammenzusetzen, und bei diesem Album fühlt es sich an, als würde ich das noch einmal verdoppeln. Mich zu zeigen, das ist ein tolles Gefühl. Von Anfang an war ich mir sehr sicher, was dieses Projekt im Hinblick auf meine Kreativität bedeuten sollte. Es handelt von psychischer Gesundheit und den Dingen, die ich täglich mit mir selbst, meiner Familie und meinen Beziehungen durchmache. Es ist eine Weiterentwicklung, sowohl lyrisch als auch akustisch, aber es fühlt sich immer noch sehr nach mir an.“
„Es ist eine Weiterentwicklung, sowohl lyrisch als auch akustisch, aber es fühlt sich immer noch sehr nach mir an.“
SCHNELLFRAGERUNDE
Was sammeln Sie?
„Schuhe. Ich habe zu viele – ich möchte sagen 30 Paar?“
Ihre absolute Lieblingsplatte?
„Das ändert sich ständig. Im Moment ‚Dark Side of the Moon‘ von Pink Floyd.“
Welches Buch haben sie zuletzt gekauft und gerne gelesen?
„Ich habe eine Schwäche für kitschige, tragische Liebesgeschichten. Das Buch, das mich dieses Jahr am meisten beeindruckt hat, heißt ‚If He Had Been with Me' von Laura Nowlin.“
Was war der letzte Film, den Sie gesehen haben?
„Ich weiß nicht, wie ich ‚Almost Famous – Fast berühmt' so lange aus dem Weg gehen konnte, aber letzte Woche habe ich mich endlich hingesetzt und den Film angeschaut, und ich war begeistert.“
Text von Maisie Skidmore
Aidan Bissett trägt Modelle der Herbst-/Winterkollektion 2024 von COS. Fotos von Karim Sadli. Styling von Jane How.